30. April 2018
Wie präsentiert sich die AUDI AG im Dieselskandal?- AUDI Geschäftsbericht erwähnt Dieselthematik
Wie präsentiert sich die AUDI AG im Dieselskandal?
Die AUDI AG hält am 09. Mai 2018 ihre Hauptversammlung ab. Der AUDI Geschäftsbericht 2017 liegt bereits vor. Wie präsentiert sich das Unternehmen bezüglich des Dieselskandals in diesem Bericht? Eine kurze Analyse der Selbstdarstellung des Autokonzerns.
Perspektivwechsel und neue Denkwege bei AUDI?
Audi musste bereits mehrere Fahrzeuge zurückrufen, die vom Dieselskandal betroffen sind. Teils waren diese Rückrufe „freiwillig“ wie es offiziell heißt. Teils handelt es sich bei den Rückrufen um „Zwangsrückrufe“. Wie wirkt sich der von AUDI im Geschäftsbericht 2017 angekündigte „Perspektivwechsel“ auf diese Rückrufe aus? Wird AUDI „neue Denkwege“ finden?
AUDI spricht von Dieselthematik
Immerhin sechs der 277 Seiten des AUDI Geschäftsberichtes 2017 beschäftigen sich mit dem Dieselskandal. Wobei es laut AUDI nicht um einen Skandal geht, sondern lediglich um besondere Ereignisse der „Dieselthematik“. Nach einem kurzen historischen Aufriss zählt AUDI offene und abgeschlossene Verfahren auf, die das Unternehmen in den USA beschäftigen: Verbraucherklagen, Umweltklagen, Sammelklagen, Bußgelder, zivilrechtliche Strafen, Vergleichsverhandlungen. Alle im Zusammenhang mit der „Dieselthematik“ und vor allem mit Schwerpunkt auf die USA und Kanada.
Zwar liest man auch zu Verfahren in Deutschland, aber die Informationen sind nicht gerade ausführlich. Gerade eine Seite reicht AUDI, um den Skandal um illegale Abschalteinrichtungen in Deutschland zusammenzufassen. Und so beschreibt AUDI die Abschalteinrichtung in den Audi A7/A8 Modellen:
„Der technische Fehler besteht darin, dass in den betroffenen Fällen im realen Fahrbetrieb eine bestimmte Funktion ausnahmsweise nicht implementiert ist, die in allen anderen Fahrzeugkonzepten standardmäßig vorhanden ist.“
Keine Angaben zu Rückrufen von AUDI A4, A5, A6, A7, A8, Q5, SQ5, Q7 und Porsche Cayenne
Das ist eine interessante Beschreibung. Auf die Idee, dass es sich bei dieser Beschreibung um eine Abschalteinrichtung handelt, kommen wohl nur die Wenigsten. Auch erwähnt AUDI nicht ausdrücklich, dass das KBA bei der Überprüfung der Audi 3.0 l Euro 6, Modelle A4, A5, A6, A7, A8, Q5, SQ5, Q7 im Januar 2018 explizit unzulässige Abschalteinrichtungen nachgewiesen hat. Dies ist elementar zur Beschreibung der „Dieselthematik“.
Zwar wird auf weitere freiwillige „sowie zu einem geringeren Teil aus behördlich angeordneten Maßnahmen“ bzgl. Fahrzeugen von Porsche und Volkswagen Bezug genommen. Allerdings nicht klar genug, um erkennen zu können, dass es sich um verpflichtende Rückrufe des VW Touareg und des Porsche Cayenne handelt.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen AUDI
Die umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft werden im AUDI Geschäftsbericht 2017 sogar noch ins positive Licht gerückt. AUDI spricht von einer „engen Zusammenarbeit“ mit der Staatsanwaltschaft und den Behörden. Zusammenarbeit ist wohl kaum der richtige Begriff dafür. Es handelt sich nicht um eine Kooperation mit den staatlichen Behörden, sondern um eine offizielle Strafverfolgung. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind kein Joint-Venture mit AUDI.
Perspektivwechsel bei AUDI? Wohl kaum
Den angekündigten Perspektivwechsel sollte AUDI dazu nutzen, tatsächlich neue Denkwege zu gehen und sich mit der Überlegung konfrontieren, Gesetze, die dem Schutz der Umwelt und der Menschen dienen, einzuhalten. Das wäre wahrlich ein neuer Ansatz. Es hätte dem Bericht auch mehr Klarheit und Transparenz gutgetan.
Eingeständnis von AUDI in USA in Geschäftsbericht nicht erwähnt
In den USA räumt das Unternehmen die Entwicklung der illegalen Abschalteinrichtung ein. Beispielsweise hätte daher das Eingeständnis der Manipulation in den Audi Geschäftsbericht aufgenommen werden sollen, das AUDI im Vergleich mit Maryland abgegeben hat. Das Eingeständnis findet man trotzdem im Internet, und zwar auf der offiziellen Seite des Bundesstaats Maryland.
Einschätzung der Bundesregierung zu AUDI-Motoren im Geschäftsbericht nicht erwähnt
In dem Geschäftsbericht von AUDI bleibt auch unerwähnt, dass die Bundesregierung offiziell davon ausgeht, dass auch Fahrzeuge von VW und Porsche mit AUDI Motor betroffen sind.
Auf eine Kleine Anfrage zu den laufenden Prüfungen der Untersuchungskommission „Volkswagen“ antwortete die Bundesregierung am 12.03.2018 mit der Bundestags-Drucksache 19/1149: „Betroffene 3,0-l-Motoren sind auch im Porsche Cayenne, Porsche Macan und VW Touareg verbaut.“
Wie in den Medien schon lange vermutet, heißt das, dass die AUDI AG Motoren mit illegaler Abschalteinrichtung an die Schwesterunternehmen VW und Porsche geliefert hat. Bei dem Porsche Macan wurde bislang noch kein offizieller Rückruf erklärt.